Lebensgemeinschaft

Wohnformen

1. Großfamilie
In einer Großfamilie leben in der Regel 8-12 behinderte Familienmitglieder zusammen mit den „Hauseltern“, ggf. deren Kindern und 1-2 Praktikanten*innen. Jede Familie besorgt ihre Hauswirtschaft einschließlich der täglichen Mahlzeiten selbst, jedes Familienmitglied trägt im Rahmen seiner Möglichkeiten dazu bei. Das Zusammenleben wird gemeinsam erübt, entwickelt und gestaltet. Dazu gehören Tischgespräche, Kultur und eine Atmosphäre, in der man sich zu Hause fühlt. Verständnis, Rücksichtnahme und gegenseitige Hilfestellungen entwickeln sich so durch langfristige, stabile soziale Beziehungen in besonderem Maße. Den unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechend, gibt es auch kleinere Familien für Dorfbewohner, die vorübergehend oder auch dauerhaft einen kleineren Rahmen zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit brauchen. Die Häuser haben Einzel- und Doppelzimmer.

Tagesablauf
Der Tag beginnt mit dem gemeinsamen Frühstück in der Familie um 7.30 Uhr. Nach dem Frühstück hilft jeder nach seinen Möglichkeiten beim Aufräumen, Abwaschen und Zimmerversorgen. Um 9.00 Uhr beginnt die Arbeit in den Betrieben und dauert bis um 12.00 Uhr. Das Mittagessen wird gemeinsam in den Familien eingenommen, anschließend gibt es eine Mittagspause. Von 14.00 – 17.00 Uhr wird wieder in den Betrieben gearbeitet. Nach dem Abendessen um 18.00 Uhr gibt es jeden Abend Angebote wie Tanzen, Chor, Orchester, Theater, Eurythmie, Vorträge, diverse sportliche Aktivitäten u. v. m. Des Weiteren kann jeder einmal wöchentlich während des Tages an Übungen für Eurythmie, Schauspiel oder Gymnastik teilnehmen. Die Glocke im Turm des Jakob Böhme Hauses läutet dreimal am Tag zu den Mahlzeiten. Durch das Erleben der Tagesrhythmen können sich auch Bewohner zeitlich orientieren, die nicht die Uhr lesen können.

2. Begleitetes selbständiges Wohnen
Für Dorfbewohner, die selbständiges Wohnen erlernen können, gibt es mehrere Einzelapartments im Dorf außerhalb der Großfamilie. Hier kann mit Unterstützung der Hauseltern bzw. anderer Mitarbeiter die Selbstversorgung in der eigenen Wohnung geübt werden. Dazu gibt es Anleitung bei der Erstellung einer Einkaufsliste für den täglichen Bedarf an Lebensmitteln, Pflege- und Haushaltsartikeln, Kochkurse, Anleitung zur Bedienung der Waschmaschine und zur Pflege und Instandhaltung der Wohnung.

3. Betreutes Wohnen
Dorfbewohner, die während des begleiteten selbständigen Wohnens in ausreichendem Umfang lernen konnten, für sich selbst zu sorgen, und während der Woche nur stundenweise Betreuung und Hilfe brauchen, können innerhalb der beiden Dorfgemeinschaften in einem eigenen Apartment das Angebot für Betreutes Wohnen in Anspruch nehmen.

4. Wohnen und Betreuung im Alter
Das Konzept der Dorfgemeinschaft beinhaltet das flexible Eingehen auf die Bedürfnisse und Notwendigkeiten, die sich im Laufe des Lebens und in der Entwicklung der Gemeinschaft ergeben. Integration als normale Lebensgrundlage beinhaltet das Zusammenleben von Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen und bietet eine reiche Erfahrungswelt, in welcher der Einzelne seine Persönlichkeit entwickeln kann. Dazu gehört, dass alle Altersstufen sich begegnen. Sowohl im Dorf- als auch im Familienzusammenhang ist die Begegnung von jungen und alten Menschen für eine gesunde soziale Entwicklung notwendig und bereichernd. Die Pflege eines kleinen Kindes ebenso wie die eines altgewordenen Familienmitgliedes in seinem letzten Lebensabschnitt wird in der Gemeinschaft durch gegenseitige Hilfe und in menschlicher Anteilnahme geleistet und gehört zum normalen Leben. Durch die Lebensstrukturen der Dorfgemeinschaft und hier vor allem durch die Tatsache, dass in allen Häusern auch über den ganzen Tag Familienleben in den vielfältigsten Ausprägungen stattfindet, können die älteren behinderten Menschen, die nicht mehr in der Werkstatt tätig sein können oder wollen, in der Regel in ihren vertrauten Familien bleiben. Individuell angemessene Tagesstrukturen können so gebildet, die Selbständigkeit und Orientierung durch vertraute Örtlichkeiten, Personen und zeitliche Abläufe möglichst lange erhalten werden. Hilfe am Ausgang des Lebens, Sterbebegleitung, Abschied, Aufbahrung und Bestattung werden gemeinsam geleistet und erlebt. Der würdige Umgang mit dem Tod gibt wesentliche Anregungen für die Gestaltung des Lebens.

5. Mitarbeiter im Ruhestand
In Sassen gibt es drei Häuser, in denen Mitarbeiter im Ruhestand zusammen mit noch tätigen Mitarbeitern in verschiedenen Wohnungen leben, sich gegenseitig unterstützen und am Gemeinschaftsleben teilnehmen können. Auch behinderte Dorfbewohner werden dort bei Bedarf individuell betreut. Am Richthof gibt es seit 2011 ein Doppelhaus für Mitarbeiter im Ruhestand und für Betreutes Wohnen sowie ein weiteres Haus für Mitarbeiter im Ruhestand.

6. Erhöhter Pflege- und Betreuungsbedarf im Alter
In der Regel können die Familienmitglieder bis zum Lebensende in ihren Familien bleiben. Manchmal ist aber die Pflegenotwendigkeiten so geartet, dass die Pflege in der Familie aufgrund baulicher Gegebenheiten oder anderer Gründe nicht geleistet werden kann. Deshalb haben wir uns die Aufgabe gestellt, ein geeignetes Haus zu planen, um unseren älteren Dorfbewohnern keine soziale Entwurzlung zumuten zu müssen, mit all den Folgen von Desorientierung und Verlust an Identität und Lebensqualität. Auf dem Richthof wurde im Rahmen eines Modellprojektes des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Jahr 2000 ein Haus fertig gestellt, in dem behinderte und nichtbehinderte Mitarbeiter im Ruhestand gemeinsam mit jüngeren Behinderten und „Hauseltern“ ein Haus bewohnen, das individuelle Rückzugs- und Betreuungsmöglichkeiten im Rahmen einer Großfamilie bietet. Mit acht Plätzen für ältere, auch sehr intensiv pflegebedürftige behinderte Menschen bildet es eine Ergänzung der Wohn- und Lebensformen im Alter. Um die wichtige Begegnung zwischen den Generationen zu ermöglichen, bietet das Haus auch Platz für vier jüngere betreute Bewohner. Des Weiteren gibt es für den internen Bedarf zwei Plätze für Kurzzeitpflege.

Tagesablauf
Der Tagesablauf für die älteren Bewohner kann hier den individuellen Bedürfnissen weitgehend angepasst werden. Wie in den anderen Häusern bildet das Gemeinschaftsleben in familiärem Rahmen den Kern des Hauses. Bewohner, die nicht mehr in die Werkstatt gehen, finden tagsüber verschiedene Angebote in den Seniorenkreisen. Die Pflege, Ansprache und Begleitung einschließlich einer Nachtwache wird in diesem Haus durch ein Team von Mitarbeitern gewährleistet, zu dem auch ausgebildete Krankenschwestern gehören.

7. Kosten
Die Betreuungskosten für einen Wohn-/Arbeitsplatz in der Lebensgemeinschaft werden vom zuständigen Träger der Eingliederungshilfe übernommen.

Wohnplatzanfragen bitte an: aufnahmen@lebensgemeinschaft.de

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